Udo Lindenberg, Eierlikör & ich

Udo Lindenberg und Barbara Underberg bei ein Gläschen Eierlikör

Gestern hatte der Udo Lindenberg-Film „Mach dein Ding“ Premiere. Eine schöne Gelegenheit, eine meiner Lieblingserinnerungen rauszukramen. Der Beginn meiner Selbstständigkeit war das „Stadtblatt“, ein Ruhrgebietsmagazin – 50.000 gedruckte! Exemplare pro Ausgabe-, das sich ums schöne Leben im Pott drehte, Bio, Öko, gutes Essen, ein bisschen Kultur. In jeder Ausgabe ein Promi auf dem Titel und mit Interview im Heft. Als Chefin waren diese Highlights natürlich mir vorbehalten. Irgendwann rief ich das erste Mal im Hamburger Hotel Atlantic an. Weitere Anrufe, Faxe und E-Mails folgten. Meine Akquiseargumentation war ebenso hartnäckig wie erfindungsreich.

Eines Tages stand ich auf dem Parkplatz eines Bochumer Getränkehandels und lud gerade irgendwas Flüssiges ins Auto als das Handy klingelte. Unbekannte Nummer. Bekannte Stimme. Udo Lindenberg war dran und bedankte sich für meine freundlichen Interviewanfragen. Ich stellte die Getränkekiste ab, versuchte zu verstehen, was gerade passierte, und cool zu bleiben. Ob ich Lust hätte auf ein Interview und das anschließende Konzert im rock’n’popmuseum in seiner Heimatstadt Gronau demnächst. Äh, ja, oh, klar, das lässt sich wohl einrichten.

So machten ein Redakteur, ein Fotograf und ich uns eines Tages in einem klapprigen Kleinwagen auf den Weg nach Gronau. Neben dem Museum waren mehrere große Zelte für Crew und VIPs aufgebaut. Im hintersten Zelt saß er. Udo Lindenberg himself. Vor dem Garderobenspiegel und einer Schale Weintrauben. Er begrüßte mich freundlich siezend. Ich setzte mich zu ihm vor den Spiegel. Er orderte Eierlikör, wir stießen an, das Interview hätte beginnen können. Eddy Kante, Udos damaliger breitkreuziger Bodyguard, kam herein und stieß auch an. Allerdings an den Raumteiler. Ich saß direkt dahinter und wäre unter ihm begraben worden, wäre er nicht auf den eingeschalteten Heizpilz gefallen, der mit Riesenradau auf den Boden krachte, erfreulicherweise jedoch nicht das Zelt abfackelte. Eddy Kante schimpfte und hockte sich dann verlegen lächelnd auf ein an der Seite stehendes Sofa. Zwei andere Jungs stellten den Raumteiler wieder auf und hielten ihn bis zum Interviewende fest.

Vor dem Konzert war noch ausreichend Zeit, Gronau ein wenig zu erkunden. Auf den Straßen und auch im einzigen Restaurant, das wir fanden: Überall Udos. Udoubles. Beim Konzert trafen wir sie alle wieder, einige machten sogar auf der Bühne mit. Er bleibt einzigartig. Wenige ziehen ihr Ding so cool durch wie er. Sein Film-Vater Charly Hübner sagt zum kleinen Udo: „Wir Lindenbergs werden Klempner und sonst nix.“ Ein weiter Weg. Guck ich mir an.

Eins der Likörelle des großen Udo – mit Blue Curacao, Grenadine, Peppermintgrün, Eierlikör und ein bisschen Whisky gemalte Aquarelle – durfte ich damals mit abdrucken. Ein Mann und eine Frau stoßen mit einem Gläschen an: „Realität ist nur was für Leute, die mit Drogen nicht klarkommen.“

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