Parken mit Panda

Gelber Panda in Parklücke

Erfreulicherweise gibt es ein paar Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Die Beherrschung der Kunst des Autofahrens gehört nicht dazu. Ich fahre seit dreißig Jahren unfallfrei und hatte noch nie einen Punkt in Flensburg. Was auch an den Autos lag. Ein zwanzig Jahre alter Ascona ist schon froh, wenn er es über die Autobahn schafft, ohne dass eine Tür rausfällt. In meinen Jahren in der Dortmunder Nordstadt hatte ich einen Corsa, der gemeinsam mit mir gealtert ist, bis der TÜV uns eines Tages trennte. In jener Zeit erfuhr ich, dass es doch geschlechtsspezifische Mobilitätsunterschiede gibt. Tiefergelegte riesige röhrende schwere schwarze Autos mit oberschenkeldicken Auspuffrohren und goldenen Felgen werden in der Regel nicht von Frauen geritten. In den Folgejahren lernte ich durch die Vorliebe vieler mittelständischer Hausfrauen für SUVs, dass auch das relativ ist.

Nachdem der dunkelblaue Corsa auf dem Autofriedhof seine letzte Ruhestätte fand, stellte sich die Frage: was nun? Nochmal ganz von vorne anfangen. Familiäre Opelaffinität überwinden. Au ja. Unsichtbarkeit überwinden. Au ja. Der Corsa und ich waren mal bei Ikea in Dortmund-Kley und mussten ins Parkhaus, da alle oberirdischen Parkplätze überfüllt waren. Ungefähr eine Stunde schob ich den vollen Einkaufswagen kilometerweit durch alle Parkdecks auf der Suche nach diesem Kackauto bis ich kurz davor war, hysterisch heulend die Polizei zu rufen.

Seit sechs Jahren bin ich stolze Besitzerin eines mambogelben Pandas, den ich selbst bei Nebel und ohne Brille überall wiederfinde. Mein erster Neuwagen, mein erstes Auto mit Servolenkung, Klimaanlage, elektrischen Fensterhebern und fünf festgeschraubten Türen. Voll das Mädchenauto. Er kam bereits in der Nordstadt zu mir und ist einer der Gründe, warum ich inzwischen auf dem Land lebe. Erstens wurde er innerhalb weniger Wochen viermal aufgebrochen. So richtig ernst hat mich die Nordstadtpolizei nicht genommen, wenn ich den Diebstahl von Joggingschuhen und Lebensmitteleinkäufen anzeigte. Zweitens kam es immer mal wieder vor, dass sich junge, an Ecken herumstehende Flegel bemüßigt sahen, mir seehr laangsam seehr breeiitbeinig vor den mambogelben Panda zu laufen und mich zwangen, das Schritttempo noch weiter zu drosseln. Dass ich heute diese Zeilen schreiben kann, liegt auch daran, dass meine zivilisatorische Selbstbeherrschung den Tritt aufs Gaspedal in solchen Sekunden verhindert hat.

Was ich eigentlich erzählen wollte: Ich liebe meinen Panda nicht zuletzt, weil er so kurz ist. Etwa drei Meter siebzig. Wobei das so kurz auch wieder nicht ist. Ich bin mit einem Meter vierundsechzig nicht einmal halb so lang. Vorhin wollte ich einparken und der Platz war zu klein. Mehrfach hin und her und her und hin und nochmal vor und zurück. Bis wir endlich einigermaßen gerade in dieser Lücke standen. Einmal mehr unfallfrei geschafft. Von außen betrachtet sah es dann so aus wie auf dem Foto. Wenn ich drinsitze, wirkt es klein und eng, in Wahrheit habe ich allen Platz der Welt. Wie im richtigen Leben.

 
 

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