Auf meiner Terrasse stehen unter anderem neun zum Teil recht große Kübel mit fünf Sorten Fargesien. Auf ihre Robustheit bin ich sehr stolz, zumal einige von ihnen eine recht raue Vermehrungsprozedur mit Axt und Kettensäge gut überstanden haben und nun umso wilder wachsen. Eine Sorte jedoch hat sich als Paradies für Blattläuse entpuppt. Mehrfaches bienenungefährliches Spritzen hat zwar den vorhandenen Läusen den Garaus gemacht, konnte eine Neuansiedlung jedoch nicht verhindern.
Nun habe ich auf manuelle Geburtenkontrolle umgestellt. Wenn Chemie nicht mehr hilft, bleibt Handanlegen. Da ich sowohl stark kurz- als inzwischen auch weitsichtig bin, habe ich eine Brille, die mir den Alltag erleichtert und dafür sorgt, dass ich auf der Straße nicht sofort überfahren werde. Blattläuse sind damit jedoch nicht zu erkennen. So ziehe ich mir die hellgrünen Spitzen der jungen Bambushalme direkt vors Gesicht, weil sich die arglosen Parasiten mit Vorliebe dort aufhalten. Da sie selbst hellgrün sind – die einzelne Laus mag dumm sein, die Evolution ist ein Schlitzohr -, sind sie weniger farblich als morphologisch zu identifizieren.
Anfangs habe ich sie mit einem Garten- oder Gummihandschuh von den Halmen gezogen und zwischen Daumen und Zeigefinger zerrieben. Keine schlechte Technik, aber etwas zu grob. Die zarten Blätter litten und die ein oder andere Laus blieb sitzen und vermehrte sich eifrig weiter. Mit bloßen Händen lässt sich die lausige Selektion recht schnell und gründlich erledigen. Fffftt, fffftt, fffftt. Fertig. Im Handumdrehen eine Menge mausetote Läuse. Die Finger sind anschließend hellgrün, aber es riecht nach nichts und lässt sich leicht abwaschen.
Da ich am Ende der Welt hinter einem großen grünen Regenrückhaltebecken lebe, kreucht und fleucht es hier von Massakern an Artgenossen unbeeindruckt munter immer weiter. Das betrifft auch die Nacktschnecken, genauer die Spanischen Wegschnecken. Die Saison hat heute begonnen, vorhin sind mir die ersten drei zum Opfer gefallen. Wobei sie froh sein können, wenn ich sie erwische, da ihnen der Tod gewiss ist und sie mit mir ein vergleichsweise glimpfliches Los ziehen. Um ihnen Schneckenkorn, Backpulver und Bierfallen der Nachbarn zu ersparen, greife ich zur Schere. Daraus hat sich ein abendliches Ritual entwickelt. Ich nehme die Schnecke vorsichtig zwischen die Klingen, sage „sorry“ und halte sie über ein Töpfchen, in das sie dann zweigeteilt hineinfällt.
Seit einigen Jahren nutze ich dafür einen kleinen Zinkübertopf, der inzwischen nur noch für diesen Zweck zu gebrauchen ist. In feuchtwarmen Jahren gab es Phasen, an denen er abends täglich ordentlich gefüllt war. Dann riecht es durchaus ein wenig nach schleimigen Innereien. Ich habe meinem Hirn erklärt, dass wir eine Art gutes Werk tun und sein Widerwillen daher nicht gebraucht wird. Hat funktioniert. Die Nachbarn verlassen sich inzwischen blind auf meine Nacktschneckenaktivitäten. Auch hierbei handelt es sich genau genommen um manuelle Geburtenkontrolle.
Für die Ratten bin ich glücklicherweise nicht zuständig. Sie werden entweder erschossen oder von Emil, dem Jagdhund meines Vermieters, erlegt. Mein Beitrag zur Rattenbekämpfung beschränkt sich darauf, sie im Winter durch eine unerreichbare Vogelfutterstation nicht anzulocken. So schlagen sie sich vermutlich mit großen Spinnen durch, die hier wiederum gern gesehen werden. Abenteuer Landleben.