Homo Oeconomicus – oder: Die Evolution ist ein Arschloch

Homo Oeconomicus –
oder: Die Evolution ist ein Arschloch

Vor knapp vierzehn Milliarden Jahren kam mit einem Knall
aus dem Nichts die Welt ins All.
Es hätte so schön bleiben können,
sie dehnte sich aus und gedieh,
bis sie zehn Milliarden Jahre später die Erde ausspie.
Seitdem kreist die kleine Kugel um sich selbst und um die Sonn‘,
und weil sie so allein war, hat sie ein paar Einzeller bekomm.
Wär’s mal dabei geblieben, isses aber nicht.

Aus schnöden Amöben wurden Affen und Giraffen,
Ziegen und Raben, Fliegen und Schaben,
Mäuse und Schnecken, Läuse und Schrecken.
Mehr und mehr Mehrzeller vermehrten sich
in offenen Runden und versteckten Ecken.

Vor zwei Millionen Jahren ungefähr kam noch einer daher,
der erste Mensch, bequem und gar nicht blöde,
zog vom Baum in eine Höhle.
Er jagte Bären, sammelte Beeren und während
der eine sich erschöpfte bei der Jagd,
erfand ein anderer das Rad.

Das war vor fünftausend Jahren und einem Tag,
viertausendsieberhundert Jahre weiter wurd er noch einmal gescheiter
und erfand die Dampfmaschine mit Kolben, Zylinder und Turbine.

Seitdem geht es immer schn
immer schn
immer schneller um die Wette,
dass zum Zwecke
Räder rollen, Rohre röhren, Gelder fließen
und aus jeder Ecke immer mehr Produkte sprießen.

Der Homo erectus sagte, dass er mal weg muss,
und überließ das Feld erst dem Sapiens und dann dem Geld.
Nun ist der Homo oeconomicus an der Macht,
das hat er jedenfalls gedacht
und die Rechnung ohne den Rest gemacht.
Seit Decartes und Kant steht der Verstand überall im Land
an erster Stelle und der Rest am Rand.

Dumm nur, dass sich in zwei Millionen Jahren
unsere Hirne kaum entwickelt haben.
Wir sind hochkomplex verwoben,
ein Cocktail aus Reflex, Gefühl, Hormonen.
Geeicht auf schwarz und weiß, Freund und Feind, überleben eben,
Angriff oder Flucht, Sex, die nächste Mahlzeit, stets allzeit bereit.

Excelltabellen, Kleinfamilien und Vierzigstundenwochen
waren nicht vorgesehen in früheren Epochen.
Wir haben eine Welt erschaffen,
in die wir Menschen gar nicht passen.

Immer schn
immer schn
immer schneller
leisten, leisten, konsumieren, konkurrieren
und gewinnen statt verlieren.

Herzkreislauf, Burnout, Klima, auch gesellschaftlich,
die Geister, die wir riefen, haben sich längst verselbständigt.
Auch die klügsten Köpfe wissen nicht wie Hirne funktionieren,
ein bisschen zwar, aber nicht so viel anders als bei Tieren.
Halten uns selbst für den Nabel der Welt,
haben in nur dreihundert Jahren alles auf den Kopf gestellt
und noch immer nicht kapiert, dass etwas kaputt zu machen
so viel schneller geht und so viel leichter ist
als was Neues zu erschaffen.

Macht euch alles Untertan, ihr seid das Anthropozän.
Nach uns die Sintflut, vor uns die Schwermut,
wir ernten, was wir säen.

Immer schn
Immer schn
Immer schneller
kaufen, kaufen und danach besaufen.
um bloß nicht mitzukriegen,
dass wir uns selbst bekriegen.

Risse flicken, Wunden lecken, Löcher stopfen,
mit ein bisschen Glitzerglitzer, Malz und Hopfen.
Immer fleißig wie die Bienen,
wollen funktionieren wie Maschinen,
dabei sind wir nur Primaten
mit Angst um den privaten Garten.
Genau wie unser Nachbar.
Und können ohne Navi
weder geradeaus noch um die Ecke denken.
Genau wie unser Nachbar.

Wir wissen von fast allem fast nichts, jeden Tag neue Fragen.
Meerschweinchen gehören besser nicht
in die Mikrowelle nach dem Baden.
Wenn wir dann doch seinen Tod beklagen,
kann uns die KI den Grund dafür sagen.
Sie sagt uns auch wie wir uns fühlen,
dann müssen wir nicht selber wühlen.

Mir reicht’s jetzt, Aus und Schluss.
Ich nehm den nächsten Bus ins
P
P
Paralleluniversum
und fang nochmal von vorne an.

Wenn der nicht kommt, geh ich zum Nachbarn,
sogar zu dem neuen,
und versuch seine und meine Ängste zu zerstreun
mit einem klitzekleinen
Moin.

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