Seit neun Monaten lebe ich nun hier und hatte durchaus Respekt vor dem norddeutschen Winter. Als dunkel, kalt und grau wurde er angekündigt. Das Ruhrgebiet zeigt sich von November bis Januar auch gern von seiner trostlosesten Seite, insofern wähnte ich mich mit Tageslichtlampe und Bommelmütze gut gewappnet.
Der Wind ist in der Tat eisig und macht das Fotografieren selbst mit zwei Paar Handschuhen zur Herausforderung. Er weht aber gar nicht immer. In den letzten Tagen konnte ich an meinem Lieblingsstrand bestaunen, was in den Nachrichten „Schneekatastrophe“ hieß. Nachfolgend ein paar Eindrücke von gefrorenen Wellen, vereistem Strand und Felsen mit Sahnehäubchen.
Auf einem Acker in der Nähe stand eine riesige Pfütze, auf der Kinder Schlittschuh liefen. Ein paar junge Männer drehten am Strand Musik auf, sprangen – anders als Joe mit fünf Millimeter Neopren – in Badehosen ins vier Grad kalte Wasser, kamen krebsrot wieder raus und wärmten sich mit halb gefrorenen Bieren wieder auf.
Auch Wetter ist eine Frage der eigenen Haltung. Unterm Strich ganz schön hier. Ein Wintermeerchen wie es im Buche steht. Guck einfach selbst.
So paradiesisch wie in den letzten Tagen ist es natürlich nicht immer. Manchmal liegt eine geschlossene Wolkendecke über dem Wasser und präsentiert „Thousand Shades of Grey“. Dann kommt ein bisschen Wind, pustet alles weg und der Himmel leuchtet wie frisch poliert.
Als bekennende Kaltfüßlerin und Heizdeckennutzerin hatte ich ein wenig Sorge, monatelang zu frieren. Mit der richtigen Ausstattung kein Problem. Erstmal alles doppelt – Socken, Hosen, Pullover -, dann geht’s auch bei Winterwind. Inzwischen bin ich im Besitz einer Sturmhaube, die sich als sehr nützlich erwiesen hat. Nur die richtigen Handschuhe – warm genug plus möglichst geringe Einschränkung der Feinmotorik – habe ich noch nicht gefunden.
Der Panda hat’s schwerer.
Der steht seit acht Jahren ungeschützt draußen. Schon in Dortmund konnte er Winter nicht leiden und springt dann häufiger einfach nicht an. Bisher halfen immer Nachbarn mit ihren Minus- und Pluspolen aus. Hier kann die Pandabatterie allerdings schon nach zwei, drei bewegungslosen Tagen leer sein. Auf Dauer doof.
So kam es, dass sich mir vor ein paar Wochen die Existenz von Powerbanks extra für solche Zwecke offenbarte. Ein kleiner Kasten voll mit Energie, ohne Steckdose nutzbar. Man kann damit alles mögliche betreiben und eben auch einen Panda wiederbeleben. Plus- und Minuspole fasse ich nur mit spitzen Fingern an, aber inzwischen beherrsche ich den Ablauf im Schlaf. Plus, Minus, schnapp, Knopf drücken, anlassen, Minus, Plus, klack, losfahren. Ruckzuck. Rappzapp. Wir sind jetzt also durchaus polartauglich. Und bald ist ja schon Frühling.