Tanzen macht glücklich und frei

Sind wir nicht alle ein bisschen verklemmt?

 
Das mit dem Tanzen ist ja so eine Sache. Wenn Menschen denken, sie müssten sich zu Musik so bewegen, dass andere sie dabei „cool“ oder wenigstens nicht lächerlich finden, vermeiden sie solche Situationen mitunter komplett. Damit entgeht ihnen etwas ganz und gar Wunderbares.
 
Nicht selten handelt es sich dabei um Männer mittleren Alters, aber auch ich kenne das von mir. Bis vor wenigen Jahren habe ich durchaus mal getanzt, aber eher verhalten, im engen Rahmen meines alltäglich vertrauten Bewegungsradius. Bloß nichts Unbekanntes, Exaltiertes gar, bloß nicht auffallen, bloß keine Angriffsfläche für Spott bieten. Entspannter und mutiger wurde es nur propartytional zum steigenden Alkoholpegel.
 

Ein kleines und ein großes Geheimnis

 
Sich zu Musik zu bewegen macht erst dann wirklich Spaß, wenn es keine Rolle spielt, was irgendein anderer Mensch denken könnte. Kleines Geheimnis am Rande: Meistens denken die anderen über uns rein gar nichts, weil sie – wie wir auch – viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind. Und jetzt das große Geheimnis: Die Scham verschwindet, wenn man es ihrer zum Trotz tut. Das gilt fürs Tanzen ebenso wie für andere Tabus. Schritt für Schritt an die eigene Grenze herantanzen – und spüren, dass nichts passiert. Jedenfalls nichts Schlimmes. Und noch einen Mäuseschritt und noch einen.
 
Die Scham löst sich erstaunlich schnell auf und macht Platz für mehr Freiheit. Und je freier ich mich bewege, desto größer wird die Freude an der Bewegung, weil ich in eine tiefere Verbindung mit meinem Körper komme. Und das wiederum ist nach meiner Erfahrung ein entscheidender Schlüssel fürs eigene Wohlbefinden, weil eine durchlässige Verbindung von Kopf und Körper, von „oben“ und „unten“ die Basis für ein positives Selbst-Bewusstsein ist.
 

Was sollen die Leute denken?

 
Ich persönlich bin inzwischen ein großer Fan von Ausprobieren, einfach mal machen und gucken, was passiert. Noch vor wenigen Jahren hat mein Hirn mir die köstlichsten Katastrophenszenarien ausgemalt, wenn es darum ging die eigene Komfortzone zu verlassen. Mindfuck, ziemlich unabhängig von der Realität. Auf Neues, Ungewohntes mit Vermeidung oder Flucht zu reagieren, ist durchaus verständlich. Man kann schließlich nie wissen, ob sich im Unbekannten nicht der Tod oder gar die Hölle verbergen.
 
Viele kleine Tode dehnen das Leben und lehren, dass wir nicht alles glauben sollten, was wir denken. Mit jedem Millimeter raus aus dem rostigen Korsett aus „Was sollen die Leute denken“,  „Das kannst du sowieso nicht“ und „Was glaubst du eigentlich, wer du bist“ wird der eigene Aktionsradius größer, freier. Und darum geht’s doch. Also mir jedenfalls.
 

Tanzen ist gesund

 
Die individuelle Erfahrung ist das eine. Und dann gibt’s da noch die Wissenschaft. Es gibt zum Beispiel Hinweise, dass Tanzen das Demenzrisiko senkt und Parkinson-Patienten dadurch mobiler werden. Bewegung zu Musik wirkt sich positiv auf die Psyche aus und ist eine komplexe Angelegenheit, die gleichzeitig Aufmerksamkeit, motorische Koordination und Gedächtnis beansprucht. Der Musikkognitionsforscher Gunter Kreutz von der Universität Oldenburg vermutet, dass Tanzen in der Evolution geholfen hat, die kognitiven Funktionen der Menschen zu verbessern.
 
Eine Studie an Senioren zeigte, dass durch rhythmische Bewegungen beim Tanzen das Gleichgewichtsgefühl trainiert wird, dadurch weniger Stürze passieren und so Knochenbrüchen vorgebeugt werden kann.
 

Tanzen macht glücklich und schlau

 
Die Neurobiologin Lucy Vincent hat ein ganzes Buch über die positiven Wirkungen des Tanzens geschrieben: „Tanzen macht nicht nur glücklich, sondern auch schlau“. Sie beschreibt die oben erwähnten Studien und viele weitere. Beispielsweise wurde festgestellt, dass regelmäßiges Tanzen – am besten mehr als zweimal pro Woche – sich positiv auf Gefühle, Sozialleben, Selbstvertrauen, körperliche Gesundheit sowie auf kognitive Funktionen wie Gedächtnis-, Lern- und Konzentrationsfähigkeit auswirkt.
 

Der Körper kommuniziert immer

 
Das Gehirn ist die Schaltzentrale. Da es selbst keine Verbindung zur Außenwelt hat, kann dort nur das verarbeitet werden, was zugeliefert wird. Das passiert über die Teile, die zwischen innen und außen vermitteln, also empfangen oder senden können. Augen, Ohren und Nase empfangen, der Mund empfängt Geschmack und sendet Worte. Und dann ist da noch der Körper, umhüllt mit der Haut als größtem Organ. Ein erwachsener Körper hat etwa 1,7 Quadratmeter Haut, also sehr viel Fläche zum Senden und Empfangen.
 
Ein großer Teil der nonverbalen Kommunikation zwischen innen und außen läuft über den Körper. Haut, Muskeln und andere Körperteile informieren das Gehirn durch Botenstoffe wie Hormone und Neurotransmitter über unseren jeweiligen Zustand. Fühlen wir uns wohl oder nicht, können wir uns entspannen oder sind wir in Habachtstellung? Hirn, Körper und Umwelt sind in einem steten Austausch. Wie schon der Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick sagte: „Man kann nicht nicht kommunizieren“.
 

Verbundenheit stärken

 
Nicht zuletzt deswegen ist es eine gute Idee dem eigenen Körper mehr Aufmerksamkeit zu schenken und ihn bewusster zu nutzen. Bewegung und insbesondere Tanzen ist eine schöne und sehr einfache Möglichkeit, die Verbindung zwischen Hirn und Körper sowie die Verbundenheit mit anderen Menschen zu stärken. Dazu ist es nicht erforderlich Tango oder Rumba zu lernen – schadet aber auch nicht, im Gegenteil. Inzwischen gibt es fast überall unterschiedliche Angebote, die Musik, Spaß an Bewegung und den Wunsch nach Verbundenheit mit sich selbst und anderen in den Mittelpunkt stellen.
 

Wahrnehmen und ausdrücken

 
Es geht dabei nicht um Leistung oder Zurschaustellung, sondern darum sich selbst bewusst wahrzunehmen und Inneres auszudrücken. Das hat nichts mit Esoterik zu tun, sondern ist eine freudvolle und gesunde Sache, mit der wir Körper und Hirn gleichermaßen etwas Gutes tun. Ohne Alkohol, Nikotin und andere Substanzen, barfuß, in bequemer Kleidung und den Raum der anderen Tänzer*innen respektierend. Also ungefähr das Gegenteil von Karneval und Ballermann.
 
Die „5 Rhythmen“ verlaufen in fünf Wellen: Flowing, Staccato, Chaos, Lyrical und Stillness.
 
„Ecstatic Dance“ schafft eine Atmosphäre, die jede*n einlädt sich völlig frei zu bewegen und Hemmungen zu überwinden.
 
„Contact Improvisation“ bietet einen geschützten Raum, Bewegungsmöglichkeiten zwischen zwei oder mehr Menschen zu entdecken. Bei meinem ersten Versuch vor knapp drei Jahren starrte ich anfangs in die hämische Fratze der Verklemmung, um danach Freude und Befreiung bis dahin kaum gekannten Ausmaßes zu erleben. Das war einer der Grundsteine von Intuivent.
 

Intuivent und IntuDance

 
Ab Mai gibt es dann auch noch IntuDance. Darin finden sich viele der hier beschriebenen Elemente. Es gibt nichts zu können, es zählt nur die Bereitschaft einfach mal was Neues auszuprobieren und zu gucken, was Freude macht und sich gut anfühlt. Exklusiv beim nächsten Intuivent. Ein paar Plätze sind im Moment noch frei. Alle Infos dazu findest Du auf dieser Seite.
 
Es kann übrigens auch großen Spaß machen mal ein Tanztutorial bei Youtube rauszufischen und nach zwanzig Minuten Üben festzustellen, dass zum Beispiel so ein Hüftschwung aka Beckenkreisen – Richtung Shakira, nicht wie beim Hula Hoop – viel leichter zu lernen ist als man vorher dachte. Eben. Glaub nicht alles, was Du denkst.
 
[aawp table=“1231″]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert