Vom Traum zum Trauma – SPD im Konjunktiv

Innenansicht einer Baracke

Ich hätte einen Traum gehabt haben können. Die SPD hätte sich an das gehalten, was sie gesagt hatte. Sie hätte Merkel regieren lassen und aus der Opposition heraus ihr Profil geschärft. Ohne eigene Mehrheit hätte die Kanzlerin an der ein oder anderen Stelle sogar auf die SPD zugehen müssen. Darauf hätte man aufbauen und sich inhaltlich klarer von den Konservativen abgrenzen können. Irgendwann wäre der nächste Wahlkampf gekommen und die SPD hätte glaubwürdig für gerechtere Arbeit, für eine Bürgerversicherung, für menschenwürdige Integration, für eine bessere Pflege und für viele andere wichtige Dinge werben können. Ohne sich rechtfertigen zu müssen, warum sie das alles denn nicht schon in der letzten Großen Koalition umgesetzt hätte, wenn ihr das so wichtig gewesen wäre.

Bei der Wahl hätte sie deutlich zugelegt und mit Grünen und Linken eine Mehrheit, mit der sie ihre großartigen Projekte hätte zu großen Teilen verwirklichen können. Den Linken wäre es natürlich immer zu wenig gewesen, aber das würde man ja gekannt haben. Pack schlägt sich, Pack verträgt sich. Martin Schulz wäre Bundeskanzler, Sigmar Gabriel Außenminister und Andrea Nahles Parteivorsitzende. Sie und der ganze Parteivorstand wären untereinander loyal und bänden stets die Basis ein. Der Spitzensteuersatz wäre eines Tages ein bisschen gestiegen, eine faire Vermögenssteuer würde allen genug vom Kuchen übriglassen, mit dem Grundeinkommen könnten alle menschenwürdig leben.

Der Himmel und die Flüsse wären blau, die Wiesen grün, Schulen und Straßen saniert und selbst in der Uckermark gäbe es schnelles Internet. Der nachhaltige Erfolg der deutschen SPD-Politik würde erst in ganz Europa für einen positiven Stimmungsumschwung sorgen und dann in der ganzen Welt. Alle Menschen und auch die Tiere wären nett zueinander, keiner würde mehr bei Kriegen mitmachen, die Erde wäre im Gleichgewicht, das Universum …

Doch leider. Wer Visionen gehabt hatte, war zum Arzt gegangen und auf den Boden der Sachzwänge zurückgeholt worden. Und so werden demnächst fünfzehn Prozent für einen selbstgemachten Scherbenhaufen noch ganz ordentlich gewesen sein.

 
 

Eine Meinung zu “Vom Traum zum Trauma – SPD im Konjunktiv

  1. Pingback: Mein Hirn & ich hatten gewählt | Barbara Underberg

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert