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Durch Spielen lässt sich das Gehirn leichter überzeugen als durch reine Argumente. Nicht nur Kinder, auch Erwachsene verarbeiten Informationen leichter, wenn Körper und Emotionen mit von der Partie sind.
Vor vielen Jahren habe ich begonnen mich für Hirnforschung zu interessieren, weil mir mein eigenes Hirn gewaltig auf die Nerven ging. Zu allem hatte es eine Meinung, meist keine gute, und am ungnädigsten kommentierte es alles rund um sich selbst und den dazugehörigen Körper. Unmengen an Wissenschaftsliteratur und Erfahrungen später ist meine Antwort auf selbstsabotierende, schlechtgelaunte Gehirne: Spielen! Und für gutgelaunte Gehirne: erst recht.
Mindfuck-Falle
Pro Tag und Hirn kommen rund 60.000 Gedanken zusammen. Da ist viel Unsinn dabei. Mir selbst beim Denken zuzuhören war früher der sicherste Weg aus schlechter Laune unterirdische Laune zu machen. Der erste Trick, der Mindfuck-Falle zu entkommen, war, meine Wahrnehmungen und Gedanken nicht mehr für die Realität zu halten. Glaub nicht alles, was du denkst. Das Treiben zwischen meinen Ohren ist ein Konstrukt, das dazu dient, mich möglichst unfallfrei durch den Alltag zu bugsieren. Die aktuelle Theorie des Gehirns als „Vorhersagemaschine“ geht sogar davon aus, dass wir im Grunde alle kontrolliert halluzinieren.
Gute Gründe also, dem Kopf nicht das komplette Feld zu überlassen. Dass es aus gesundheitlichen Gründen schlau ist, auch dem eigenen Körper ein wenig Aufmerksamkeit zu widmen, hat sich bereits herumgesprochen. ‚Kommst du mir jetzt etwa mit Gemüse und Sport?! Als hätte ich nicht schon genug zu tun‘, könnte man nun einwenden. Keine Sorge, es geht genau nicht darum sich noch mehr anzustrengen. Im Gegenteil.
Versuchen wir’s doch mal mit ‚Purpose‘
Die Sache mit dem Ernst des Lebens ist aus meiner Sicht ein grundlegender Webfehler in unserer Gesellschaft. Inzwischen wird es immer sichtbarer: Noch mehr Anforderungen und noch mehr Anstrengung führen nicht zu mehr Leistung, sondern zu mehr Burnouts und Depressionen. Derzeit ist es in vielen Unternehmen en vogue mit ‚Purpose‘ den letzten Rest Leistungsfähigkeit aus den Menschen herauszuquetschen. Als könnte man durch vermeintlichen Sinn retuschieren, dass wir eine Welt erschaffen haben, die unserer menschlichen Natur zutiefst widerspricht.
Kleinen Kindern wird noch zugestanden, dass sie sich bewegen, spielen und toben müssen, damit es ihnen gutgeht. Ab der fünften Klasse fängt er erbarmungslos an, der Ernst des Lebens. Stillsitzen, reden, wenn man gefragt wird, und von Erwachsenen Wissen ins Hirn gestopft bekommen. Dabei belegt eine aktuelle Studie, dass selbst Expert*innen neues Wissen – anders als lange angenommen – nicht abstrakt, sondern ebenso wie alle anderen Menschen emotional und motorisch verarbeiten.
Emotionen und spielerische Bewegung
Hirnforschung und Psychologie zeigen eindrucksvoll, dass Menschen dann am besten ‚funktionieren‘, wenn sie intrinsisch motiviert sind, wenn sie einen persönlichen Bezug zum Thema herstellen können und wenn sie Freude daran haben etwas zu erfahren und zu erleben. Das klappt besonders gut durch Emotionen und (spielerische) Bewegung, weil dadurch die Teile im Gehirn aktiviert werden, die Informationen verarbeiten und speichern. Alle Menschen, nicht nur Kinder, können neue Informationen leichter verarbeiten, wenn sie Gehirn und Körper gleichermaßen nutzen.
Peinlich!
Da es wohl noch eine Weile dauert bis Schulen und Arbeitsplätze gehirngerechter und menschengemäßer organisiert sind, nutzen wir die Zeit, um ein bisschen zu spielen. Noch vor fünf, sechs Jahren wäre ich die erste gewesen, die genau an dieser Stelle beim Anblick der Fotos weitergeklickt hätte zu wichtigeren und weniger peinlichen Themen. Bis ich merkte, dass Scham oft nur die Angst vor dem Unbekannten ist, und ich mit jedem Schritt aus meiner ebenso gemütlichen wie langweiligen Komfortzone freier und mutiger werde. Und sogar mein Hirn sich zunehmend entspannt und deutlich bessere Laune hat, seit es regelmäßig Neues ausprobiert und immer mehr Spiele entdeckt.
Die Intuivent-Spiele funktionieren nach sehr einfachen Regeln, jede*r kann mitmachen. Man muss nichts können, lernen oder gewinnen, sondern Sinn und Zweck ist: Spaß. Spaß daran, eine kleine Geschichte als menschliche Diashow zu erzählen, verstellte Stimmen zu erraten, Gegenstände zweckzuentfremden, Rollen zu tauschen oder mit anderen gemeinsam den Gordischen Knoten zu lösen. Tausend Spiele, für jede Gruppe, jede Stimmung, jede Gelegenheit.
Spaß mit Nebenwirkungen
Unendlich viele Möglichkeiten einfach mal etwas Neues auszuprobieren und dem Ernst des Lebens ein Schnippchen zu schlagen. Ein paar Nebenwirkungen gibt es natürlich auch: Spielen baut Stress ab, fördert die Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit und ist auch noch gut fürs Gehirn, da Kopf und Körper gemeinsam aktiv sind. Wie sagte schon John Cleese von Monty Python? „Sie wollen kreative Mitarbeiter*innen? Geben Sie ihnen genug Zeit zum Spielen.“
„If you want creative workers, give them enough time to play.“
Yes, of course.