Ich kann ja doch fliegen!

Im Juli fand die Premiere von „Intuivent“ statt. Dreizehn Menschen trafen sich am Meer, um Quatsch zu machen. Komplett zweckfrei und ohne hinderlichen Verstand. Dafür durchaus mit Sinn.

Erwachsensein ist eine ernste Angelegenheit. Nicht unbedingt.

Im Laufe der Jahre habe ich bei der Suche nach dem Ausgang aus diesem irdischen Irrgarten schon sehr viele Wege ausprobiert. Krumm, kreuz und quer, zick und zack. Von Selbstoptimierungsmethoden über diverse Verschlimmbesserungen bis zu Meditation und TranceTanz war vieles dabei. Vor zwei Jahren nahm ich an einem Contact Impro Jam teil, der bei mir eine Art inneren Schalter umgelegt hat, und suchte seitdem mehr davon. Contact Impro ist überlicherweise eine Variante des Modern Dance. Das, woran ich teilgenommen hatte, ist mit „Rumkugeln“ allerdings treffender beschrieben.

Der Mann und das Meer.

Rumkugeln

Dann kam Corona, ich zog ans Meer, Corona blieb. So wuchs aus der zunächst vagen Sehnsucht der Wunsch nach handfester Freude und Verbindung und nach einem gemeinsamen Neustart. „Rumkugeln am Meer“. Warum eigentlich nicht? Vielleicht gibt es noch andere Menschen, die auch Lust zu so etwas haben. Da manche erwachsene Menschen sich möglicherweise durch einen solchen Titel nicht hinreichend angesprochen fühlen könnten, benannte ich es offiziell in „Intuivent“ um.

Diashow.

Der erste Termin Mitte Mai war fast ausgebucht und musste pandemiebedingt dann doch abgesagt werden. Das zweite Rumkugeln im Juli fand tatsächlich statt. Zwölf Menschen kamen zu mir an der Ostsee, um gemeinsam etwas zu tun, von dem sie nicht wirklich wussten, was es sein würde. Für dieses unbekannte Abenteuer sind sie teilweise richtig weit gereist. Eine Teilnehmerin kam sogar aus dem Allgäu, andere aus Erfurt, Baden-Württemberg und NRW.

Da mit Helena eine Theaterpädagogin und mit Martin ein Musiker dabei war und wir einen wunderschönen Strand vor der Tür haben, würde sich das Programm schon ergeben. Wir machen einfach, wonach uns der Sinn steht und das Wetter einlädt. Die Leichtigkeit, mit der das funktioniert hat, hat mich selbst am meisten überrascht. Tanzen und Plantschen, Spielen, Singen, Schaukeln und Wandern, alles war dabei. Unter der riesigen alten Rotbuche im Garten des Landhauses hat Katja uns dann noch auf eine Klangreise mitgenommen. Sie hatte tatsächlich ihr Auto in Düsseldorf mit zwei riesigen Gongs und Klangschalen in allen Größen beladen und war damit ans Meer gefahren.

Ha! Hi! Ho!

Intuivent

Bei der AcroYoga-Session, die Florian, u.a. ehemaliger Fitnesstrainer, angeleitet hat, stand ich vor einer ähnlichen Hürde wie damals beim Contact Impro. Ja, ich will auch fliegen! Nein, auf gar keinen Fall! Doch, ich will! Nein, ich trau mich nicht! Einmal mehr kämpfte ich mit mir und der Angst vor dem Unbekannten. Grässlich. Am Ende flog ich tatsächlich. Es war überhaupt nicht schwer, die Grenze mal wieder nur in meinem Kopf. Euphorie. Ja, da geht’s lang Richtung Freiheit und Freude. Mehr davon! Genau deswegen gibt’s dieses Intuivent. Es ist immer nur der Anfang. Es ist immer so viel mehr möglich.

Der Sonne beim Untergehn zugucken.

Am dritten Morgen ergab sich nach dem Frühstück auf der Terrasse ein sehr offener Austausch über tiefe, persönliche Themen. Obwohl wir uns teilweise erst seit wenigen Tagen kannten, war die Verbindung vertraut und angstfrei. Tränen konnten einfach fließen. Das waren die einzigen zwei Stunden, in denen es geregnet hat. Wir heulten gemeinsam und die Tropfen klopften dazu im Takt aufs Terrassendach. Ein paar Stunden später kugelten wir sprichwörtlich am Strand herum und sprangen um Mitternacht nackt ins Meer. Das gesamte menschliche Spektrum an einem einzigen Tag.

bar und bloß

Spielerisch

Das erste „Intuivent“ war die Umsetzung einer sehr einfachen Idee: Einen Spiel-Raum anbieten für Menschen, die den Wunsch nach Verbindung, Freude und Leichtigkeit haben. Nichts leisten, nichts lernen, nichts müssen, nicht performen. Einfach nur man selbst sein. Einzige Bedingung: Jede*r ist für die eigene Erfahrung dabei selbst verantwortlich und jede*r trägt auf seine Weise zum Gelingen des Ganzen bei. Wenn alle das zeigen und dazutun, was sie sind, wird es nicht perfekt, aber vollkommen. Und ist das nicht viel sinn-voller? und so viel schöner? Ich finde: absolut!

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